Notiz_7
Wo
warst du?
Ich hatte keine Zeit.
Lüg’
nicht.
Es ist schwer manchmal, Vera in die Augen zu sehen.
Graue Augen hat Vera, mit winzigen blaugrünen Flecken, Vera kann
mich sehen, Vera kann durch mich sehen, Vera kann sehen mehr als ich, sie sieht
mehr als ich, sie sieht in mir mehr als ich, sie sieht mich und ich sehe mich
in ihren Augen widerspiegelt und es ist als würde ich mich mehr sehen als ich
mich sehe, Veras Augen sprechen und Vera schweigt und Veras Augen schreien
schweigend die Worte die ich mir sage wenn ich Veras Augen sehe WO WARST DU LÜG’ NICHT Vera macht die
Augen zu und es ist still, ich schaue mich um und sehe uns beide unzählig oft
wiederholt in der weißen Landschaft, dieselben Posen unzählig oft widerspiegelt
von unzählig vielen unsichtbaren Spiegeln und unzählig viele Vera machen
unzählig vielen Augenpaare auf und ich sehe nichts mehr, außer Veras grauen
Augen, die mir in die Augen sehen.
Es ist schwer manchmal, mich in die Augen zu sehen.
Tut mir leid.
Ich kann unwahre Ausreden nicht ausstehen.
Ich
weiß.
Dann ist alles gut.
Vera nimmt einen Schluck von meinem Tee, dann entfernt sie sich
vom Schreibtisch. Sie setzt sich auf die Couch und sieht das Wohnzimmer an, als
suchte sie nach etwas, was fehlt. Sie legt sich hin, die Hände zusammengefaltet
auf ihr Bauch. Sie blinzelt. Ich beobachte sie. Lange passiert nichts. Dann
dreht sie sich zur Seite.
Die Vorhänge sind schön.
Ja, sind sie.