Notiz_14
Jetzt sind wir wieder nur
zu Zweit.
Obwohl wir ja immer nur zu Zweit sind.
Meine Füße und Beine sind in der Pelzdecke eingerollt, das vom
Fenster eingerahmtes Bild schwankt wegen der heißen Luft von der hochgedrehten
Heizung, meine Hände werden einfach nicht wärmer, die Lichterkette hinter der
Couch ist an, obwohl es im Wohnzimmer hell ist, das Klavier ist ein großes
ruhiges Tier neben der Balkontür, auf dem Hocker sitzt Vera und macht ihre Fingerübungen
mit geschlossenem Klavierdeckel, ich sitze auf der Couch, sehe im Bildschirm
die Widerspiegelung der bunten Lichter hinter mir und mache selbst
Fingerübungen auf der Tastatur, ich sollte wirklich arbeiten, ich sollte
wirklich weiterschreiben, meine Hände werden einfach nicht wärmer. Vera spielt
nun einen Song von Father John Misty. Ich erkenne die Melodie, obwohl sie
falsch spielt. Vielleicht liege ich aber falsch und sie spielt richtig, bloß nicht
Father John Misty. Ich bin froh, dass sie nicht zu singen versucht. Was habe
ich geträumt?
Was habe ich
geträumt?
Irgendetwas mit einem Gerichtssaal. Oder war
das doch ein Büro?
Ich erinnere mich nicht mehr. Ich
könnte ein wenig schlafen, vielleicht finde ich den Traum wieder.
Disziplin.
Wie?
Disziplin.
Du solltest wirklich arbeiten.
Ich weiß.
Du
solltest wirklich weiterschreiben.
Ich frage mich, ob ich die Küchentür zugemacht habe oder nicht.
Das vom Fenster eingerahmtes Bild schwankt ins Weiße. Ich sehe meine weiße
Handschrift auf unzähligen weißen Notizzetteln, weiße Skizzen auf weißen
Wänden, die weißen Keime zerstreut auf dem weißen Boden.
Mein
Freund Serge, der seit langem mein Freund ist, hat ein Bild gekauft. Es ist ein
Gemälde von etwa ein Meter sechzig auf ein Meter zwanzig. Es stellt einen Mann
dar, der einen Raum durchquert und dann verschwindet.
Das kenne ich.
Das
Bild?
Das Stück.
Vera dreht sich zu mir. Sie spielt aber trotzdem weiter. Sie
lächelt.
Ich habe dich vermisst irgendwie.
Obwohl wir ja immer zusammen sind.