Notiz_34 - Geräusch eines Zuges
Auf einem weißen Zettel habe ich OMNIA MEA MECUM PORTO
geschrieben, der Zettel hängt nun an der Wand. Ich beobachte das Ergebnis aus
unterschiedlichen Punkten im Raum. Mir fällt auf, wie widersprüchlich die
Aussage ist, wenn sie zwischen hunderten von aufgehobenen Zetteln aus dem
letzten Jahr hängt.
In schwarz würde es besser aussehen.
Ich besitze keinen schwarzen
Kugelschreiber mehr. Meinen letzten habe ich vor zwei Monaten in München verloren.
Vera beobachtet den Zettel. Sie sitzt auf dem neuen runden
Tisch. Der Himmel ist warm und weiß über die Bäume an der Grenze der Wiese, die
vor meinen Fenstern sich streckt.
Allmählich fühle ich mich wohl.
Ich auch.
Wir lächeln. Unsere Blicke bleiben zum Zettel gerichtet. Das
sanfte Geräusch eines Zuges dringt ins Zimmer ein. Die Vorhänge wanken. Ein
zweiter Zug fährt vorbei, unsichtbar hinter den Bäumen an der Grenze der Wiese.
Die
Tage sind beschäftigt und jedoch angenehm. Die Leere wird kommen, aber noch
bleibt sie fern. Währenddessen kann man die Wand mit Zetteln tapezieren. Um die
Leere aufzuhalten. Oder um sie gemütlicher zu gestalten, je nachdem.
Was wird nach der Leere kommen?
Noch
ein Umzug. Bis dahin wird die Wand aber schon voll sein.
Vera springt auf, sie untersucht die Karte von Budapest, die
ebenfalls an der Wand hängt. Ich setze mich auf einem weiß gestrichenen Stuhl.
Der Himmel ist warm, weiß und weit über die Bäume an der Grenze der Wiese.