Notiz_37 - Doch sich wiederholenden Mustern
Ich werde systematisch enttäuscht von Abenden, wie die von
gestern. Ich liege auf dem Bett hinter durchsichtigen Vorhängen und ordne meine
Gedanken. Vera hatte versucht, mir dabei zu helfen, aber schnell wurde sie
verwirrt und hörte auf. Jetzt sitzt sie am anderen Ende des Bettes und zeichnet
Linien und Kreisen in der Luft.
Ich gehe am Abend raus, ich suche
nach Inspiration oder auch nur nach einem schönen Wort. Ich kehre dann zurück
vier Stunden später, betrunken meistens, mit leeren Taschen und eine große
Müdigkeit. Und ich muss die Wohnung noch lüften, bevor ich schlafen gehe.
Warum?
Ich
muss darüber nachdenken.
Vera zeichnet weiter. Ihre Finger wirbeln in der Luft. Mein
kleiner blonder Kater namens Feri, kurz für Franz Josef, kuschelt sich an mein
Bein.
Du
triffst Menschen aus Zwang in der letzten Zeit. Der Zwang entspringt deiner
Einsamkeit. Deswegen.
Natürlich hat Vera recht. Das weiß Vera genau. Ihre Hände tanzen
in schwer erkennbaren, doch sich wiederholenden Mustern.
Soll ich keine
Menschen mehr treffen?
Das
weiß ich nicht. Doch du solltest dich vor allem fragen, ob du jemals deine
Erwartungen treffen wirst.
Werde ich jemals meine Erwartungen
treffen?
Vielleicht
solltest du dir das doch nicht fragen. Es klingt furchtbar pathetisch. Frag
dich vielleicht lieber, was heute zum Abenddessen gibt.
Soll ich Reis kochen?
Reis
klingt gut.
Veras Hände bewegen sich zufrieden weiter.